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Die Steuerung von Migration wird in der Öffentlichkeit vor allem dann thematisiert, wenn die Art, das Ausmass oder die Realität von Zuwanderung als politisches Problem wahrgenommen oder dargestellt wird. Migrationspolitik versagt, heisst es dann, weil sie nicht strikt/offen/spezifisch/allgemein genug ist. Als Konsequenz werden in der Regel durchgreifende Reformen bestehenden Rechts gefordert, die der Situation Herr werden und Migration in eine bestimmte Richtung steuern soll. Diese Form von stetig wiederkehrender Debatte, die in der Schweiz wie in jedem Einwanderungsland vorkommt, verkennt dabei häufig eine zentrale Frage. Kann man Migration durch Recht steuern? Ist Zuwanderung überhaupt regulierbar und wenn ja, wie? Statt sich mit gängigen politischen oder philosophischen Antworten zu dieser Frage zu beschäftigen, sollen in diesem Vortrag vornehmlich Erfahrungen aus der Rechtspraxis diskutiert werden. Die Steuerbarkeit von Migration wird anhand empirischer Daten und Feldforschung mit Rechtsanwendern – Migrationsbehörden und Grenzpolizeien in Europa – besprochen. So ergibt sich ein differenzierteres, pragmatischeres, aber auch komplexeres Bild, dass helfen mag, aktuelle Fragen zu „Flüchtlingskrise“ oder „Masseneinwanderung“ zu verstehen. Prof. Dr. Tobias Eule Tobias Eule, geboren 1985 in Bremen, studierte Soziologie an der London School of Economics und in Cambridge. Seine Doktorarbeit, eine ethnographische Studie der Anwendung von Migrationsrecht in deutschen Ausländerbehörden, wurde 2012 mit dem „Toby Jackman Prize for the most Outstanding Ph.D.“ ausgezeichnet. Ein auf der Studie basierendes Buch wurde 2014 als Inside Immigration Law veröffentlicht. Zwischen Februar 2012 und Juli 2014 war er Assistent am Lehrstuhl für allgemeine Soziologie (Christian Joppke); im ersten Quartal 2014 zudem Gastwissenschaftler am Centre for Socio-Legal Studies in Oxford. Seit August 2014 ist er Assistenzprofessor für Rechtsoziologie.